Lochkarten sind mehr als Karten mit Löchern
Eine Maschine, die Löcher besser lesen kann als du und ich. Was war der Job dieser Maschine? Und was suchten diese Maschinen in Bibliotheken?

Geschichte der Lochkartenmaschine
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte der US-amerikanische Statistiker Herman Hollerith (1860 - 1929) die erste elektromechanische Lochkartenmaschine. Ursprünglich war sie dafür vorgesehen Krankheitsfälle in der Bevölkerung zu erfassen, um deren Wehrzustand zu ermitteln. Zum ersten Mal wurde sie bei der Volkszählung im Jahre 1890 in den USA eingesetzt. Dies führte zu einer Beschleunigung der Auszählung. Hollerith war ausserdem der Gründer des IT- und Beratungsunternehmens IBM (International Business Machines).
Lochkartenmaschinen wurden hauptsächlich in grösseren Institutionen gebraucht, wo grosse Datenmengen verarbeitet werden mussten wie zum Beispiel in Banken, Versicherungen, der Industrie oder bei den Schweizerischen Bundesbahnen.
Das Bild zeigt den IBM 601 Rechenlocher der SBB. In Gebrauch war er von 1935 bis 1956. Er ist programmierbar und kann zwei in eine Lochkarte gestanzte Zahlen addieren, subtrahieren oder auch multiplizieren. Für anspruchsvollere Berechnungen ist die Lochkartenmaschine eigentlich nicht geeignet. Dennoch hat die Ingenieurin Margarita Kind-Schaad (1916 - 2004) in den 1940er Jahren eine Methode entwickelt, um Flügelschwingungen bei Flugzeugen mit Hilfe der Lochkartenmaschine zu berechnen.
Die Lochkarten wurden jedoch nicht lange genutzt und schnell durch Magnetbänder (Markteinführung ab 1940) abgelöst.
Ein Vergleich zwischen Festplatte und Lochkarte
Auf einer 80-MB-Festplatte haben eine Million Lochkarten Platz. Als einzelner Kartenstapel würde dies etwa die Höhe des Ulmer Münsters (170 Meter) ausmachen. Auf einem kleinen USB-Medium mit 8 GB speichern wir eine Kleintransporter-Kolonne von einem halben Kilometer Länge.
Lochkartenmaschinen in Bibliotheken
Auch in Bibliotheken brauchte man Lochkartenmaschinen zur Erfassung von Datenmengen. Beispielsweise benutzte die Library of Congress eine Zeit lang Lochkartenmaschinen. Genutzt wurden sie für die Bestellung und Inventarisierung, sowie für die damit verbundenen Arbeiten.
In der ETH-Bibliothek wurden Lochkarten zur Speicherung von Bestandesdaten verwendet, bis sie durch die günstigeren magnetischen Datenträger ersetzt wurden.
By Aline & Sarah :)
